25.08.2020 | Als Studentin der Sozial- und Kommunikationswissenschaften arbeitet Nina momentan bei der IG Metall Geschäftsstelle Neustadt. Ob am Telefon oder im persönlichen Umfeld - sie bekommt immer wieder die gleichen Fragen gestellt: "Was genau machen Gewerkschaften nochmal?" und "Was bringt mir das als Student*in?" oder "Aber wenn Du doch weißt, dass Du später wahrscheinlich nicht in der Metall-/Elektroindustrie arbeitest, warum bist Du dann in der IG Metall?". Nina hat Verständnis für diese Fragen und antwortet hier persönlich.
Viele wissen, dass es schon lange Gewerkschaften gibt und die irgendetwas mit Arbeit machen – aber doch eher "old school" sind. Nach außen sehen wir gewerkschaftlichen Widerstand oft in Form von Streiks. Und so gut und gerne wir gefühlt alle Institutionen hierzulande anklagen können, die Digitalisierung in Deutschland verschlafen zu haben, so ungerecht ist es eigentlich, Gewerkschaften thematisch als old school einzustufen.
Es geht ihnen darum, die Lebens- und Arbeitsbedingungen von allen Menschen zu verbessern. Das Instrument hierfür: Tarifverträge aushandeln. Diese werden von Gewerkschaften mit den Arbeitgeberverbänden oder mit einzelnen Arbeitgeber*innen ausgehandelt und betreffen Mindeststandards bei Löhnen, Gehältern, Arbeitszeit, Urlaub, Lohnfortzahlung und vieles mehr.
Gerade in einer Gesellschaft, in der der Wert von Personen maßgeblich durch ihre Arbeitskraft bestimmt wird, sind Gewerkschaften essentiell, um organisiert und stark für die Rechte von Arbeiter*innen einzutreten. Das ist in Hinblick auf die aktuelle Corona-Pandemie also von besonderer Bedeutung.
Außerdem fördert die IG Metall nicht nur intern demokratische Strukturen, sondern möchte durch Bildungsangebote und Aktionen alle Mitglieder miteinbeziehen und dazu befähigen, Betrieb und Gesellschaft gerechter und solidarischer zu machen.
Da bekanntlich mehr Druck entsteht, wenn viele Menschen gemeinsam für eine Sache kämpfen, ist die IG Metall unter anderem Mitglied im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Unter dem Dach des DGB sind noch sieben weitere Gewerkschaften vereint, die gemeinsam mit den Beschäftigten in einer Vielzahl an Branchen für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen streiten.
Wahrscheinlich bist Du durch einen Ferienjob zur IG Metall gekommen, da Du dort aktiv vom Tarifvertrag profitiert hast: mehr Urlaub, mehr Kohle. Während Deiner Beschäftigung hast Du 1% Deines Bruttoverdienstes gezahlt. Als Student*in zahlst Du jedoch nur 2,05 € monatlich. Was bekommst Du also dafür?
Beratung
Rechtsschutz und Versicherung
Weiterbildungsmöglichkeiten
Zusätzliche Angebote
In meinem familiären Umfeld sind viele Verwandte Mitglied der IG Metall, weswegen ich schon früh für die Bedeutung von Gewerkschaften sensibilisiert wurde. Auf die Schule konnte ich mich dabei nicht verlassen - das Thema Gewerkschaft wurde nie aufgegriffen. Und das, obwohl doch alle mal arbeiten gehen und ihre Rechte kennen sollten.
Im Prinzip ist die Antwort auf obige Frage ganz leicht zu beantworten: Neben den individuellen Vorteilen ist mir vor allem die Solidarität wichtig. Und da sich die Arbeit der Gewerkschaft eben nur durch die Mitgliedsbeiträge finanziert, muss Solidarität in unserer Welt auch von finanzieller Seite aus kommen.
Falls ich später mal nicht in den Bereichen Metall & Elektro, Eisen & Stahl, Textil & Bekleidung, IT-Industrie, Handwerk, Holz & Kunststoff arbeite, wechsle ich einfach zu einer der anderen DGB Gewerkschaften. Das geht ganz unkompliziert und meine vorherigen Gewerkschaftsjahre werden mir anerkannt.
Letztendlich stell ich anderen Studis auch gerne die Frage: "Und Du willst kündigen, weil Dir 2,05 € monatlich für die obigen Leistungen zu viel sind? Really? Dafür kriegst Du nicht mal nen Döner!"